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Willi Reiche war bereits während seines Studiums der Kunstgeschichte
und parallel zu seiner unternehmerischen Tätigkeit im grafischen Bereich (Serigrafie) künstlerisch aktiv.
Über Jahre hinweg hat Reiche einen beachtlichen Materialfundus angelegt und durch ungewöhnliche Zusammenstellungen
unterschiedlicher Elemente Objekte von skurril-bizarrem Charakter geschaffen.
In vielen Arbeiten kombiniert der Künstler die Materialien Holz, Metall und auch Leder miteinander.
Mit der Zeit hat sich Reiche jedoch zunehmend der Metallbearbeitung gewidmet. In seiner frühen Metallphase entstanden zum Beispiel
„Der Magier“, ein „Selbstportrait“, „My chinese friend“ und andere Figuren, die aufgrund der Verwendung nur weniger, akzentuierter
Elemente extrem ausdrucksstark verschiedene Charaktere wiedergeben.
Nach 1992 hat Willi Reiche sich zunächst verstärkt damit befasst, Möbel mit skulpturalem Wesen zu bauen,
teils kombiniert mit Holz/Glas oder ausschließlich aus Metall – vorrangig Eisen.
Ob Stühle aus Kettengliedern, Tische aus ausgedienten Werkzeugen oder unzähligen Armiereisenabschnitten aufgebaut –
die Möbelstücke wirken optisch leicht und fungieren in ihrer Einzigartigkeit zugleich als Raumobjekte.
Ende 1998 begann für Willi Reiche mit der Konstruktion kinetischer Objekte eine neue künstlerische Phase.
Seine „Kunstmaschinen“ werden von Elektromotoren angetrieben oder mittels Muskelkraft in Bewegung gesetzt.
Willi Reiche hat sich intensiv mit der Bewegung des Dadaismus, dem Surrealismus und insbesondere der Loslösung vom traditionellen
Kunstbegriff auseinander gesetzt.
Der Aspekt der Beweglichkeit, das Räderwerk und die Verwendung anachronistischer Relikte wecken unweigerlich Assoziationen
zum Werk Jean Tinguelys.
Anders als Tinguely mit seinem dadaistischen Hintergrund strebt Reiche mit Perfektion gestalterische Ausgewogenheit an,
eine optische und thematische Harmonie, die er jedoch mitunter provokant durchbricht oder gar bewusst 'auf den Kopf' stellt.
Reiches Objekte faszinieren, regen die Fantasie an und widmen sich gleichzeitig
dem Wandel der Zeit und gesellschaftlichen Veränderungen. In den Dialog von Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem
wird der Betrachter – teils interaktiv – miteinbezogen. Die Diktion des Künstlers durch gezielte Inszenierung einzelner Details
in neuem Kontext wird dem Betrachter nicht aufgedrängt, sondern es bleibt Raum zur individuellen Art des Entdeckens
und zur Interpretation.
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